Führung im öffentlichen Dienst: Warum agiles Denken den Unterschied macht
Im Zeitalter der digitalen Transformation steht der öffentliche Dienst vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie können traditionelle Strukturen, die oft durch starre Hierarchien und festgelegte Prozesse geprägt sind, mit den dynamischen Anforderungen der modernen Arbeitswelt Schritt halten? Die Antwort liegt in einem Paradigmenwechsel – weg von hierarchischen Strukturen hin zu agiler Führung. Doch was bedeutet das konkret, und warum ist dieser Wandel so entscheidend?
„Wir arbeiten mit Delegation!“ – Ein Satz, der zum Nachdenken anregt
Vor kurzem fand ein Gespräch in einem Landesministerium für Digitalisierung statt. Es ging um die Ausschreibung neuer Stellen für Projektmanager:innen, die die Digitalisierung im öffentlichen Dienst vorantreiben sollten. Während des Gesprächs fiel ein Satz, der mich stutzig machte: „Wir arbeiten mit Delegation!“
Dieser Satz steht sinnbildlich für die traditionelle Führungskultur im öffentlichen Dienst. Delegation bedeutet hier: Entscheidungen werden von oben nach unten weitergegeben, Verantwortung wird verteilt, aber gleichzeitig auch stark kontrolliert. Diese Denkweise ist tief verwurzelt in der klassischen Verwaltungshierarchie, die seit Jahrzehnten besteht. Doch in einer Welt, die von Komplexität, Digitalisierung und ständigen Veränderungen geprägt ist, reicht Delegation allein nicht mehr aus. Es braucht mehr als nur die Weitergabe von Aufgaben – es braucht einen grundlegenden Wandel in der Führungskultur.
Warum agile Führung der Schlüssel zur Transformation ist
Die digitale Transformation ist kein rein technisches Thema – sie ist ein kultureller Wandel. Und dieser Wandel beginnt bei der Führung. Agile Führung stellt nicht nur die Arbeitsweise, sondern das gesamte Verständnis von Führung auf den Kopf. Statt Kontrolle und Vorgaben stehen Vertrauen, Selbstorganisation und Zusammenarbeit im Fokus. Doch was sind die Vorteile von agiler Führung – gerade im öffentlichen Dienst?
Flexibilität in einer komplexen Welt
Die Arbeitswelt im öffentlichen Dienst wird zunehmend komplexer. Die Digitalisierung erfordert schnelle Entscheidungen, iterative Entwicklungsprozesse und die Fähigkeit, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Agilität erlaubt es Teams, schnell auf Veränderungen zu reagieren, ohne dabei auf lange Entscheidungswege angewiesen zu sein. Entscheidungen werden dort getroffen, wo das Wissen liegt – direkt in den Teams.
Mitarbeitende als wertvollste Ressource
Traditionelle Führungsmodelle setzen oft auf Kontrolle und Vorgaben. Agile Führung hingegen erkennt die Stärken der Mitarbeitenden an und fördert sie gezielt. Stärken stärken ist hier das Stichwort: Statt Schwächen ausmerzen zu wollen, werden Mitarbeitende in Rollen eingesetzt, die ihren Fähigkeiten entsprechen. Das Ergebnis? Höhere Motivation, mehr Eigenverantwortung und bessere Ergebnisse.
Kooperative Führung schafft Vertrauen
Agile Führung basiert auf dem Prinzip der kooperativen Führung. Führungskräfte agieren nicht als Kontrollinstanz, sondern als Mentoren und Coaches, die Teams unterstützen und fördern. Der Fokus liegt auf Zusammenarbeit, nicht auf Autorität. Dies schafft eine Kultur des Vertrauens und fördert die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Gerade im öffentlichen Dienst, wo starre Hierarchien oft als Hemmschuh empfunden werden, kann dies ein entscheidender Vorteil sein.
Effektivere Entscheidungsprozesse
Einer der häufigsten Kritikpunkte an der öffentlichen Verwaltung ist die Langsamkeit von Entscheidungsprozessen. Agile Führung durchbricht dieses Muster, indem sie Entscheidungen in die Teams verlagert. Das Prinzip lautet: „Entscheidet nur der Chef, dauern die Prozesse zu lange.“ Durch die Einbindung aller Beteiligten wird nicht nur die Qualität der Entscheidungen verbessert, sondern auch die Geschwindigkeit erhöht.
Fehler als Lernchance
Traditionelle Führungsmodelle neigen dazu, Fehler zu vermeiden und zu sanktionieren. Agile Führung hingegen fördert eine positive Fehlerkultur. Fehler werden nicht als Scheitern, sondern als Lernchancen betrachtet. Dies schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeitende sich trauen, neue Wege zu gehen und innovative Ansätze zu verfolgen – ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Digitalisierungsprojekten.
Der öffentliche Dienst braucht Servant Leadership
Ein zentraler Aspekt der agilen Führung ist das Konzept des Servant Leadership. Im Gegensatz zur klassischen hierarchischen Führung steht beim Servant Leadership der Dienst am Team im Vordergrund. Die Führungskraft agiert als Unterstützer:in, der oder die Hindernisse aus dem Weg räumt, Ressourcen bereitstellt und die persönliche sowie berufliche Entwicklung der Mitarbeitenden fördert.
Ein Beispiel aus dem öffentlichen Dienst könnte folgendermaßen aussehen: Ein Team arbeitet an der Einführung einer neuen digitalen Plattform für Bürger:innen. Statt den Prozess streng vorzugeben, unterstützt die Führungskraft das Team, indem sie regelmäßige Retrospektiven ermöglicht, den Austausch zwischen den Abteilungen fördert und den Mitarbeitenden die nötige Autonomie gibt, um kreative Lösungen zu entwickeln. Die Ergebnisse? Höhere Motivation, bessere Zusammenarbeit und ein schnellerer Projektabschluss.
Herausforderungen auf dem Weg zu agiler Führung
Natürlich ist der Wandel hin zu agiler Führung kein Selbstläufer – insbesondere nicht im öffentlichen Dienst. Die größte Hürde liegt in der Veränderung der Führungskultur. Viele Führungskräfte sind es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, statt sie zu moderieren. Ebenso können Veränderungsängste in den Teams eine Herausforderung darstellen. Hier ist es entscheidend, die Mitarbeitenden frühzeitig einzubinden, ihre Sorgen ernst zu nehmen und sie in den Transformationsprozess zu begleiten.
Eine weitere Herausforderung ist die Selbstorganisation der Teams. Selbstorganisation bedeutet nicht, dass Teams sich selbst überlassen werden. Es erfordert klare Rahmenbedingungen, Leitplanken und kontinuierliche Begleitung durch die Führungskräfte. Hier zeigt sich erneut die Bedeutung von Servant Leadership: Führungskräfte müssen als Moderator:innen, Coach:innen und Wegbereiter:innen agieren.
Warum der Wandel unvermeidlich ist
Die digitale Transformation verändert die Arbeitswelt grundlegend – und der öffentliche Dienst bildet dabei keine Ausnahme. Bürger:innen erwarten heute dieselbe Effizienz und Nutzerfreundlichkeit von öffentlichen Dienstleistungen wie von privaten Unternehmen. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, muss der öffentliche Dienst agiler, flexibler und innovativer werden. Dieser Wandel kann jedoch nur gelingen, wenn die Führungskultur sich ebenfalls verändert.
Agile Führung bietet die Chance, die Potenziale der Mitarbeitenden zu entfalten, Prozesse zu beschleunigen und eine moderne Arbeitskultur zu schaffen, die den Herausforderungen der digitalen Welt gewachsen ist. Es ist an der Zeit, die alten Muster zu durchbrechen und mutig neue Wege zu gehen.
Mut zur Veränderung
Der Satz „Wir arbeiten mit Delegation!“ steht sinnbildlich für die Herausforderungen, vor denen der öffentliche Dienst steht. Doch Delegation allein reicht nicht mehr aus. Es braucht eine Führungskultur, die auf Vertrauen, Zusammenarbeit und Flexibilität setzt. Agile Führung bietet genau das – und noch viel mehr.
Der öffentliche Dienst hat die Chance, zum Vorreiter der digitalen Transformation zu werden. Doch dafür braucht es mutige Führungskräfte, die bereit sind, alte Denkmuster hinter sich zu lassen und die Prinzipien agiler Führung zu leben. Es ist an der Zeit, den Wandel aktiv zu gestalten – für eine moderne, bürgernahe und zukunftsfähige Verwaltung.
„Agil denken, menschlich handeln. Erfolgreich neue Wege gehen.“ – ein Leitsatz, der nicht nur für die Privatwirtschaft gilt, sondern auch den öffentlichen Dienst in eine erfolgreiche Zukunft führen kann.
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